-Oberhessens paradiesische Obsthaine sind gefährdet-
Unter Führung von Julius Schlosser fand dieser Tage eine Exkursion durch die Göbelnröder Gemarkungsbereiche Reitzenberg & Kirschenleite statt, um die dortigen ökologischen und kulturellen Schätze zu entdecken und zu würdigen. Unterstützt wurde er dankenswerterweise durch Armin Kessler, Vorstandsmitglied des Obst- und Gartenbauvereins Göbelnrod.
Die GRÜNE Landratskandidatin Gromes fühlte sich gefühlsmäßig ein Stück weit in mediterane Olivenhaine versetzt, die ebenfalls als Kulturgut und Lebensraum große Landstriche im Süden prägen.
Im Gegensatz zu deren auch heute noch wirtschaftlicher Bedeutung, ist der Produktions- und Wirtschaftscharakter der heimischen Streuobstwiesen leider in den Hintergrund getreten, konnten die Obstbau-Fachleute übereinstimmend berichten. Gromes sah hier die begonnene Vermarktung regionaler Produkte von heimischen Streuobstwiesen noch ausbaufähig, was vor allem mit Bewußtmachung der dortigen kulinarischen Schätze und traditionellen Kelter- und Verarbeitungsverfahren zu fördern wäre.
Lothar Peter und Wilhelm Zoll vom NABU Grünberg verwiesen auf die Schwierigkeit der Bewirtschaftung und erwähnten eine eigene kleine NABU-Rhönschafherde, deren extensive Beweidung Artenvielfalt und Strukturreichtum in den Streuobstwiesen um Grünberg fördert. Pflegenotstand sei aber leider in den Streuobstwiesen und bzgl. der darauf wurzelnden Obstbäume leider keine Ausnahme. Dem müsse man mit attraktiven Bewirtschaftungsprämien im Rahmen der Landschaftspflege entgegenwirken, stellte die Landratskandidatin fest. Nur Pflanzen sei definitiv zu wenig.
Negativ wirkten sich die dramatischen Rückgange der Obstbaum-Zahlen durch frühere Rodungsprämien und weiterhin aktuelle Bebauung, ökonomisches & gesellschaftliches Desinteresse, sowie die zeitweise sehr stark ausgeprägte Entfremdung der Menschen von ihrer Lebensumwelt hierauf aus. Die Pädagogin & Lehrerin Gromes wies hier auch die Richtung hin zu einer schulischen und außerschulischen Umweltbildung: Kinder müssen etwas über ihre Umwelt lernen, sie wertschätzen und damit auch schützen wollen.
Der Verlust als bedeutender Wirtschaftsraum ist manifest und lange vorbei schon sind die Zeiten, als Dörfer mit Bahnanschluß eigens für den Obsttransport in die damaligen „Metropolen“ Waggons an ihren örtlichen Bahnhöfen beluden und mit dem Obstverkauf gutes Geld für die bäuerlich-familiäre Existenzsicherung verdienen konnten, was gerade die Älteren ja noch aus eigener Erfahrung kennen.
So langsam erfahren Streuobstwiesen jedoch wieder eine Renaissance in der öffentlichen Wahrnehmung. Leider passiert dennoch „unterm Strich“ zu wenig für die Erhaltung dieser jahrhundertealten landwirtschaftlichen Anbaukultur sowie die Sicherung und Weiterentwicklung als ökologisch wertvoller Lebensraum und Heimat zahlreicher gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.
„Streuobstwiesen sind als Kulturgut auch wesentliche Bestandteile eines, als touristisch attraktiv bewerteten Landschaftsbildes und somit ein heimatlicher „Wohlfühlfaktor“, sagte die begeisterte Radfahrerin Gromes bei ihrem Besuch in Göbelnrod. Leckerer Obstkuchen vom Blech rundete den Besuch der GRÜNEN Landratskandidatin ab und verstärkte den Wunsch nach „mehr“.
Foto: Lothar Peter (Grünberg) & Text: Stephan Kannwischer (Inheiden)
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