Der Schutz der Grundwasserreserven im Vogelsberg ist ein wichtiges Thema in der Region. Durch den Klimawandel mit seinen längeren Dürreperioden verschärfen sich schon bestehende Probleme in der Grundwasserbewirtschaftung. Auch die wachsende Bevölkerung im Ballungsraum Frankfurt erhöht den Wasserbedarf.
Wie geht die Landesregierung damit bisher um und was wollen die Grünen in der kommenden Legislaturperiode zusätzlich tun?
Diesen Fragen widmete sich Martina Feldmayer, Sprecherin für Umwelt- und Klimapolitik der Grünen Landtagsfraktion, bei einer Veranstaltung „Wasser ist Leben“ der beiden grünen Ortsverbände Laubach und Grünberg vor Kurzem.
Sie stellte den neuen „Zukunftsplan Wasser“ der Landesregierung vor, der die Nutzung der hessischen Wasserressourcen beschreibt und Maßnahmen benennt, um die Versorgung langfristig sicherzustellen.
Während das Land für die Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen zuständig ist, ist die öffentliche Wasserversorgung Sache der Kommunen, die sie eigenverantwortlich sicher stellen müssen. Damit sind die Kommunen verpflichtet, die öffentliche Wasserversorgung konzeptionell an die sich ändernden Bedarfe anzupassen.
Das Land bewirtschaftet die Grundwasserressourcen durch die Vergabe von zeitlich befristeten Wasserrechten. Außerdem findet im Fall des Vogelsbergs ein umfassendes Grundwassermonitoring statt. Die Mindestgrundwasserstände werden behördlich überwacht. Aus dem Publikum wurde angemahnt, die Wasserrechte nicht für so lange Zeiträume zu vergeben – 30 Jahre seien eindeutig zu lang. Frau Feldmayer betonte, dass dies auch eine Diskussion im Ministerium sei, da der Klimawandel kürzere Handlungsoptionen erzwinge.
Die Kommunen bekommen durch den Zukunftsplan Wasser Handlungsoptionen aufgezeigt: Dazu gehört insbesondere die Aufstellung eines „kommunalen Wasserkonzeptes“. Dieses Planungsinstrument wird vom Land Hessen gefördert. Die Mitgliedskommunen der OVAG, haben von der OVAG das Angebot erhalten, die kommunalen Wasserkonzepte gemeinsam zu beantragen und zu erarbeiten. Diese sind mittlerweile in Arbeit.
Weiterhin wurde mit dem Hessischen Städte- und Gemeindebund eine „Mustergefahrenabwehrverordnung“ erarbeitet, die in Laubach schon verabschiedet und in Grünberg letzte Woche vom Parlament in Auftrag gegeben wurde, um in Trockenperioden wassersparende Maßnahmen rechtssicher anordnen zu können.
Der „Zukunftsplan Wasser“ zeigt auf, dass die Grundwasserneubildung gefördert werden kann, indem mehr Versickerung erfolgt. Dazu muss Niederschlagswasser zurück gehalten werden, egal ob auf privaten Grundstücken oder in Wald und Feldflur. Mulden im Wald aber auch die Nutzung von Niederschlagswasser durch Private gehören in diesen Maßnahmenbereich. Hierzu wurde eine „Muster-Zisternensatzung“ erstellt. Das Stichwort „Schwammstadt“ fiel. Kritik wurde aus der Versammlung daran geübt, dass die Stadt Frankfurt nur sehr langsam mit dem Wassersparen und dem flächendeckenden Einbau von Niederschlags- und Brauchwassersystemen vorankommt.
Der Rückbau von Drainagen bzw. Drain-Teichen im landwirtschaftlichen Bereich wurde ebenfalls angesprochen. Weiterhin sind Gewässer, Auen und Moore verstärkt zu renaturieren.
Wichtig für die zusätzlichen Bedarfe an Wasser im Ballungsgebiet Rhein-Main ist die zusätzliche Versickerung von Rhein- und Mainwasser. Nur so werden zusätzliche Wasserentnahmen im Vogelsberg und im Wohratal zu verhindern sein.
Um all diese Maßnahmen zu finanzieren ist viel Geld nötig. Deswegen wollen die Grünen einen „Wassercent“ einführen. Diese Abgabe auf entnommenes Grundwasser wird in fast allen Bundesländern erhoben, nur in Hessen, Thüringen und Bayern nicht. Die Ausgestaltung ist unterschiedlich und wird gerade vom Umweltministerium untersucht. Bisher wurde der Wassercent nicht eingeführt, weil die CDU ihn ablehnt.
Eine intensive Diskussion schloss sich an. Kritik wurde v.a. daran geübt, dass sehr wenig direkt durch das Land geregelt wird, sondern das Land bei einem so wichtigen Thema auf die freiwillige Umsetzung durch die Kommunen setzt. Was, wie man an Frankfurt sehen kann, nur sehr langsam funktioniert. Aber auch Kommunen im ländlichen Raum sehen teilweise das Thema Wasser immer noch nicht als dringend an, wie ein Anwesender aus Fernwald schilderte.
Vorangegangen war der Diskussionsveranstaltung der Besuch des Brunnentals in Grünberg. Gezeigt wurden die Besonderheiten, die das Brunnental so wertvoll für den Naturschutz machen: Quellhorizonte und insgesamt über 70 Quellen, Streuobstwiesen und Magerrasenstandorte liegen dicht beieinander. Finanziert von der Stadt Grünberg, organisiert und fachlich betreut von der LPV, wird seit über 20 Jahren von vielen Ehrenamtlichen an der Wiederherstellung der Strukturen gearbeitet: Viel Müll wurde entfernt, die aufgegebenen Privatgärten abgeräumt und die Flächen wieder in einen guten Pflegezustand gebracht. Martina Feldmayer zeigte sich beeindruckt, was sich hier getan hat. „Jetzt weiß ich, wo ich demnächst zum Wandern hinfahre,“ war ihr abschließendes Statement nach dem Besuch.
Der Bach Lauter im gleichnamigen Nachbarort wurde ebenfalls besucht. Er ist einer von „100 Wilden Bächen“, einem Projekt der Hessischen Landesregierung, bei dem es um den Erhalt seltener Arten geht, wie Groppe und Bachneunauge.
Foto 1 von Dr. Christiane Schmahl: Martina Feldmayer im Brunnental
Foto 2 von Lothar Peter: Abschluss vor der Lautertalhalle in Lauter
Foto 3 von Lothar Peter: Vor der Lautertalhalle in Lauter mit Martina Feldmayer im Bild rechts zwischen Grün und Rot
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